Jetzt antikapitalistisch-ökologische Perspektiven entwickeln!
So far so good?
Seit eineinhalb Jahren haben die öffentlichen Debatten um die Klimakrise an Fahrt aufgenommen. Zwar gibt es schon eine längere Tradition an ökosozialen Kämpfen weltweit, jedoch scheinen die Schulstreiks von Fridays for Future das Thema erneut auf die Agenda gesetzt zu haben. Nicht nur sind die Debatten vielfältiger geworden, auch die breite Klimabewegung öffnet sich zusehends für Themen wie Internationalismus, Feminismus oder Antikapitalismus – Kämpfe werden nun vereint geführt. Trotz allem scheint es eine allgemeine Ungewissheit über zukünftige Perspektiven der Bewegung zu geben, eine gefühlte Stagnation setzt ein.
Denn die bisherigen Aktionen brachten uns Maßnahmen zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels nicht näher. An dieser Stelle müssen wir anknüpfen, um dem daraus entstehenden Gefühl der Ohnmacht entgegenzuwirken. Kollektive Selbstermächtigung, die sich den Kapitalinteressen mutig entgegenstellt, ist nötig. Der Streik als wirksames politisches Druckmittel ist dabei weiterhin sinnvoll und muss übergreifender geführt werden. Trotzdem, eine konkretere kollektive Praxis muss her: Enteignung.
Capitalism sets the world on fire!
Wer hierzulande laut über Enteignung – etwa von großen Wohnungskonzernen angesichts des grassierenden Mietenwahnsinns – nachdenkt, muss mit heftigem Gegenwind rechnen. Dabei wird gern übersehen, dass dauerhaft eine riesige Enteignungskampagne läuft – und zwar von Seiten des Kapitals: Kein Mensch zuckt mit den Wimpern, wenn Kleinbäuer*innen für den Bau von Autobahnen oder Gewerbeparks enteignet werden. Auf globaler Ebene ist diese Enteignungskampagne des neoliberalen Kapitals noch viel wirkmächtiger: Im globalen Süden sind es beispielsweise Indigene, die in großem Maße um ihr Land gebracht werden, um anschließend allzu oft auch noch in abhängige Arbeit auf den dort entstehenden Monokultur-Farmen gezwungen zu werden. Diese globale Landnahme im Interesse des Kapitals vernichtet ganze Ökosysteme: Regenwälder und Urwälder, Savannen und Moore – nicht mal die Tiefsee ist vor dieser Landnahme sicher.
Den ökologischen Kämpfen weltweit, insbesondere im globalen Süden, die oftmals von Indigenen gegen die Übermacht organisierter Kapitalinteressen ausgetragen werden, gilt darum unsere Solidarität.
Enteignung for Future
Der revolutionäre Bruch mit diesem brutalen kapitalistischen Enteignungsregime ist notwendig, um die Klimakrise zu stoppen. Wir müssen diesem die Perspektive einer Enteignung von unten, der Vergesellschaftung der Produktionsverhältnisse, entgegensetzen.
Dass diese Vergesellschaftung nötig ist, zeigt sich exemplarisch im Energiesektor. Nicht erst seit den Kämpfen um den Hambacher Forst ist klar, dass Konzerne wie RWE und Uniper niemals Teil der Lösung sein können. Der Zwang von Akkumulation und Wachstum ist auch dort unausweichlich. Dagegen ist der Zugang zu Energie – global wie auch innerhalb nationaler Grenzen – extrem ungleich verteilt. Weltweit haben mehr als eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu Elektrizität, hohe Stromkosten belasten Geringverdiener*innen überproportional und den Prekärsten hierzulande wird der Strom abgestellt. Hier wird deutlich: Energieversorgung ist eine Klassenfrage.
Wir wollen insbesondere die Rolle des Finanzmarktes in den Blick nehmen: Seit dem Klimaabkommen von Paris sind mehr als 1,9 Billionen Dollar in fossile Energien investiert worden. Mit ihnen wird der fossile Kapitalismus aufrecht erhalten. Trotz der Krise von 2007 gilt der Finanzsektor weiterhin als unantastbar. Wenn es mal nicht so läuft, springt der Staat ein und Banken werden aus öffentlichen Geldern “gerettet” – obwohl sie sich jeglicher gesellschaftlicher Kontrolle entziehen. Wäre das Klima eine Bank, es wäre längst gerettet worden.
An den Beispielen des Energie- und Finanzsektors zeigt sich exemplarisch: Demokratische Kontrolle und gesellschaftliches Eigentum an den Produktionsverhältnissen sind nötig, um diese Zustände zu beenden. An der Frage was, wie, und wie viel wir produzieren, geht bei der Eindämmung der Klimakrise kein Weg vorbei. Dies kollektiv zu entscheiden wird nur möglich sein, wenn wir am Punkt der Eigentumsverhältnisse Kontrolle über die Produktion zurückerlangen. Unser Ziel muss die Orientierung von Wirtschaft und Gesellschaft an den Bedürfnissen der Menschen, sowie an sozialer und ökologischer Gerechtigkeit sein.
An Enteignung führt kein Weg vorbei. Marktwirtschaft ist Barbarei!
Organisiert euch jetzt! Supportet Solidarische Corona-Netzwerke! Findet neue Formen der Vernetzung und Austauschmöglichkeiten! Bildet euch und andere! Nutzt die Zeit und lasst uns nicht in eine Stockstarre verfallen! Bereitet euch auf eine ungehorsame Zeit vor!